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letztes Änderung:
Aug 2018

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©Gundula Taschner

 http://www.diedutt.de

Sage

Die Sage von der Duttfee ist in verschiedenen Sagenbüchlein erschienen, erstmals wohl 1861 bei Birlinger und Buck , ebenso die Sage der drei Zauberfrauen im Heiligenthäle.

      Die Duttfee. Duttenthal. Mündlich aus Tuttlingen.

    Das Thal zwischen Tuttlingen und dem badischen Städtchen Möhringen heißt »Duttenthal«. Da soll einst, wie uralte Tuttlinger und Möhringer Leute von ihren Eltern sagen gehört, eine Göttin verehrt worden sein, die habe »Dutt« geheißen. »Tuttlingen« sei von ihr so genannt worden. Man hat auch vor alten Zeiten mal in dem Thal eine weibliche Figur unter dem Moos gefunden, von blauem Sandstein. Schlank, von Menschengröße, mit etwas kleinem Kopfe, zwei Gesichtern, und einer Doppelbrust von großem Umfange. Diese Göttin wurde nach Tuttlingen gebracht und mochte seit mehreren Jahrhunderten auf dem Stadtbrunnen gestanden haben. Endlich ward das Bild um ein Paar Batzen verkauft und von einem Maurer zerschlagen. Stücke in Mauern weiß man noch. In dem Duttenthal sei es auch sonst nicht geheuer. Vor vielen, vielen Jahren hütete ein Mädchen Pferde draußen, da sah es auf einmal eine große Menge Andächtiger mit dem Pfarrer an der Spitze, wolgeordnet daherkommen: in uralterthümlicher Kleidung. Wie im Nu flog Alles in die Luft, und das Mädchen sah Nichts mehr. Der mit dem langen schwarzen Rocke vornedrauß winkte ihr: sie ging aber nicht hin. Kaum waren diese sonderbaren Leute verschwunden, so stand das Mädchen vor einem großen Schlosse in alter Bauart, in dem Leute wahrgenommen werden konnten. Oben bemerkte man Frauenzimmer; eine Magd war unten mit Kübelfegen beschäftigt, zwei Ritter turnirten mit einander, hieben auch mit Säbel auf einander ein. Was sie redeten, verstand sie nicht und wußte sie nicht. Im Duttenthal soll mal ein Schloß gestanden sein.

Birlinger: Sagen, Märchen, Volksaberglauben. Deutsche Märchen und Sagen 1861(Text ist der cd “Deutsche Märchen und Sagen” Digitale Bibliothek entnommen)Herausgegeben von Hans-Jörg Uther ISBN 3-8953-480-4

 

      ZAUBERFRAUEN   IM  DUTTENTAL  UND  IM   HEILIGENTÄLE  BEI  TUTTLINGEN

Josef Zepf (Sagenbuch Ersterscheinung 1958 ,der folgende Quellen nennt: Birlinger, Volkstümliches aus Schwaben-E.Rebholz, Sagenkränzle- Dr.Paul Dold, Die Sagenwelt Tuttlingens sowie die Tuttlinger Heimatblätter 1924 ff, Gränz-Bote, Tuttlingen und Schwarzwälder Bote, Oberndorf.)

    Von Tuttlingen führt ein enges, stilles Waldtal auf den aussichtsreichen Witthoh. Das Tal heißt Duttental, und wer nicht weiß, daß der Name der Stadt von dem alemannischen Vornamen Tutilo kommt, könnte gar meinen, beide Worte hätten den gleichen Ursprung.

    Die Sage erzählt, daß das Duttental so geheißen wurde, weil eine Zauberfrau darin gehaust habe, die man Duttfee oder auch Dupfee nannte. Tatsächlich gehörte diese Zauberfrau zu den Feien in der Sagenwelt und hieß früher Duttfei. Die Tuttlinger und Möhringer erzählen, daß die Duttfei ob ihrer Hilfe und ihrem weisen Rat viel verehrt worden sei, und weil sie zwei Gesichter gehabt habe, hatten sie viele für eine Göttin gehalten.                 Im Duttental war es nie ganz geheuer. Vor vielen Jahren hütete ein Mädchen dort Pferde und sah einmal eine große Menge Andächtiger, mit dem Pfarrer an der Spitze, wohlgeordnet in einer Prozession daherkommen. Plötzlich flog alles in die Luft und das Mädchen sah nichts mehr von dem großen Zug. Da stand aber nach wenigen Schritten ein Schloß in alter Bauart vor ihr. In den oberen Gemächern waren viele Frauen, in den unteren Räumen turnierten die Ritter und schlugen mit den Säbeln gegeneinander. Ob dies das Schloß der Duttfei war? In späteren Zeiten wollen Tuttlinger im Duttental unter dem Moos eine weibliche Figur aus blauem Sandstein gefunden haben, die einen kleinen Kopf mit zwei Gesichtern, auch eine doppelte Brust und einen schlanken Körper hatte. Diese Göttin wurde nach Tuttlingen gebracht, aber später von einem Maurer zerschlagen.Wahrscheinlich haben die Bewohner der Stadt, die ihre Duttfei nicht vergessen konnten, ihr dann später ein Denkmal gesetzt: Auf dem achteckigen Marktbrunnen “stand ein eisernes Bild, eine weibliche Gestalt darstellend, vorwärts und rückwärts mit Angesicht und Brüsten versehen”.

    Nicht weit vom Duttental, zwischen Tuttlingen und Möhringen, ist das Holigentäle oder Heiligentäle. Dort lebten vor alter Zeit drei heidnische Frauen die Zauberinnen waren. Sie hatten drei wunderschöne Schimmel, die den ganzen Tag weiden, aber nicht ziehen und nicht ackern durften. Zu diesen Frauen kamen Leute aus nah und fern, um Rat und Hilfe für sich oder ihr krankes Vieh zu holen. Man musste aber erst den drei Rossen Ehre erweisen, vor ihnen niederfallen und opfern. Die Zauberfrauen konnten für alles helfen und hatten viel Kenntnis in den heilsamen Kräutern aus Wald und Feld. Wer aus ihrem Zaubergütterchen ein paar Tropfen bekam, wurde von der Hexerei erlöst, konnte Diebe und Übeltäter in Abwesenheit sehen und sogar die Tiersprache verstehen.

      Die Zauberfrauen

Quelle Paul Dold (1886-1934,Germanist und Volkskundler) Die Sagenwelt Tuttlingens Neuerscheinung 1985 Ersterscheinung 1940 im Bofinger Verlag*

Als Quelle der nachfolgenden ersten Version der Sage wird eine Katharina Kaufmann genannt.

    Vor langen Jahren als die Leute bei uns Christen geworden sind, sollen im Heiligen Täle bei Tuttlingen zwei Zauberinnen gehaust haben, die weiße Schimmel hatten und die noch zu den Götzen gebetet haben. Damals ist eine Seuche unter den Menschen und Vieh ausgebrochen, an der fast alles gestorben ist. Alles Beten und Kirchengehen soll nichts geholfen haben.

    In ihrer Not sind die Leute wieder zu den Zauberinnen gegangen und haben sie gebeten, sie möchten ihnen doch helfen. Diese wollten aber nur Hilfe leisten, wenn die Leute wieder zu ihren Götzen beten würden. Die haben es getan. Sie sind gekommen und vor den Schimmeln niedergekniet. Alsdann ist die Seuche erloschen.

      Die Heiligentälchen-Sage

    Mitten vom Ehrenberg auf der Grenze nach dem Grünen Berg, führt ein Tälchen nach dem Donautal hinab, das im Volksmund „s`Holligtälle“ heißt. [Die Sage ist schon in der ersten Oberamtsbeschreibung enthalten. Ich glaube sie aber mit Recht in der von mir gehörten Form nochmals wiederholen zu dürfen, da sie sich etwas von der in der Oberamtsbeschreibung enthaltenen unterscheidet und sie doch den wenigsten bekannt sein dürfte., Anmerkung Dold ]

    Vor langer Zeit. Als die Leute bei uns Christen geworden sind haben im Heiligen Täle zwei Zauberinnen gehaust, die weiße Schimmel gehabt und die noch zu den Götzen gebetet haben. Da ist eine Seuche unter Mensch und Vieh ausgebrochen, an der fast alles gestorben ist. Alles Beten und Kirchgehen hat nichts geholfen. In ihrer Not sind die Leute dann zu den Zauberinnen gegangen und haben sie gebeten, sie möchten ihnen doch helfen. Die wollten ihnen nur helfen, wenn die Leute ihnen versprächen dass sie wieder zu den Götzen zu beten würden. Die haben es getan und sind gekommen und vor den Schimmeln niedergekniet. Daraufhin ist die Seuche erloschen.

Dold fügt hinzu:” Wir bekommen durch diese Sage einen seltenen Einblick in die Zeit wo der alte Glaube mit dem neuen noch in Wettstreit lag, und wo scheinbar das Heidentum zum letzten Mal einen äußeren Erfolg über das Christentum errungen hat. Weiterhin können wir auch dadurch auf die Götzen schließen, zu denen die Leute wieder gebetet haben. Die Schimmel, die heiligen Tiere, vor denen sie niederknieten, gehören dem Wodankult an, da nur Wodan Pferdeopfer dargebracht wurden. Diese Sage deute an, dass auf dem Ehrenberg einst ein germanisches Heiligtum gewesen ist. ..” (oder anders :Epona keltische Göttin in Gestalt einer weissen Stute!!!…)

In der Neuerscheinung von 1985 findet sich keine Erwähnung der Duttfee! Sie wird auch in der Beschreibung der Sagengestalten in den Oberamtsbeschreibungen von ihm nicht genannt!.Dold spricht lediglich von “Zauberfrauen”. Die Erstausgabe enthält neben einigen Abbildungen von Tuttlingen auch einige Anmerkungen mehr, unter anderem auch ein Kapitel: “Gemanische Göttersagen aus Tuttlingen” . Dort vermerkt Dold ,dass es verwunderlich sei in der Oberamtsbeschreibung von 1897 keine Sagen aus der Oberamtsstadt selber zu finden, während er als Kind noch von “mehreren Sagen zu hören bekam*, in denen heidnische Götterwesen eine Rolle” spielen.und er fährt wenig später fort:” Der in der Nähe von Tuttlingen liegende Ehrenberg mit dem sagenhaften Duttental und dem Heiligen Tälchen ist es was unsere Aufmerksamkeit zunächst beansprucht. Die meisten Tuttlinger Sagen spielen nämlich auf dem Ehrenberg. Eine alte Überlieferung berichtet uns, dass in dem vom Ehrenberg ausgehenden Duttental ein altes Götterbild, später Duttfee genannt, gefunden worden sei, das auf dem früheren Marktbrunnen Aufstellung gefunden habe. Überdies läuft vom Ehrenberg nach dem Donautale zu das sogenannte “Holligtälle”, das Heilige Tälchen, in dem eine Sage spielt, die in die Zeit zurückreicht, in der das Heidentum und das Christentum miteinander im Wettkampf stehen...” *Dold hat seine Sagen in den Lichtstuben von alten TuttlingerInnen gehört und gesammelt.

 

      Die Zauberfrauen im Heiligentäle bei Tuttlingen

Quelle : Sagenkränzle von E.Rebholz (1870-1932) Reprint der Ausgabe von 1924

Hier ist Dr. Anton Birlinger als Quelle der Duttfee- und Heiligentalsage angegeben)

    Zwischen Möhringen und Tuttlingen ist ein Tälchen, Heiligentäle genannt. Dort, gar nicht weit vom Duttental, wo die Duttfee hauste, hielten sich vor alten Zeiten zwei, andere sagen drei Heidinnen auf, die Zauberei verstanden. Die drei Frauen hatten drei wunderschöne Schimmel, die den ganzen Tag weiden und nichts ackern und ziehen durften. Zu den Frauen kamen die Leute von weiter Ferne her, wenn ihnen oder ihrem Vieh etwas fehlte und holten Heilsames. Vorher mussten die Leute den drei weißen Rossen Ehre erweisen, nämlich niederfallen und opfern. Die Zauberfrauen konnten für alles helfen und hatten viel Kenntnis in den heilsamen Kräutern, die sie in Wald und Feld sammelten. Ein Tröpflein aus einem Gütterchen verhalf von der Hexerei; andere Tröpflein ließen die Tiersprache verstehen, wieder andere machten dass man Diebe und Übeltäter sah und kannte. (Dr. Anton Birlinger)

      Die Duttfee

    Wo die Hänge des aussichtsreichen Witthoh gen Tuttlingen zu Tal gehen, ist ein enges stilles Waldtal, das Duttental.

    Da soll einst, wie uralte Tuttlinger und Möhringer Leute von ihren Eltern gehört haben, eine Göttin, die Duttfee, verehrt worden sein. Man hat auch vor alter Zeit einmal in diesem Tal eine weibliche Figur unter dem Moos gefunden. Sie war aus blauem Sandstein gefertigt. Auf einem schlanken Körper mit großer Doppelbrust saß ein kleiner Kopf mit zwei Gesichtern. Diese Göttin wurde nach Tuttlingen gebracht . Sie soll mehrere Jahrhunderte auf dem Stadtbrunnen gestanden sein. Endlich wurde das Bild um ein paar Batzen verkauft und von einem Maurer zerschlagen. (nach Dr. Anton Birlinger) 

    ***

    ...In den Sagen stecken oft Hinweise auf eine ältere Mythologie eines Ortes. Sie berichten sogar , wo sich was ungefähr abgespielt hat. Lesen wir die Sagen differenziert und nehmen ihren Kern ernst, erzählen sie von jahreszeitlichen Ritualen und Bräuchen. Diese sind eigentliche Mysterien, die im Lauf des mythischen Jahres dramatisiert wurden. Initiationen und Einweihungen, Inthronisationen und Heilige Hochzeiten, Jenseitsreise und Unterwelt sowie Wiederkehr des neuen Lebens...Kurt Derungs